HealthManagement, Volume 14, Issue 3 /2012

Mit diesem Manifest riefen Politiker, Künstler und Intellektuelle der EU-Länder in der europäischen Presse zur ‚Neugründung Europas von unten‘ auf. Als eine Antwort auf die Euro-Krise und vor allem vor den einbrechenden Arbeitsmärkten, besonders in einigen EU-Staaten, plädierten sie für ein ‚Freiwilliges Jahr‘, das ein jeder verrichten sollte. So fände die von US-Präsident J.F. Kennedy lancierte Idee eines ‚Peace Corps‘ auf Europa Anwendung. Es wäre ein Zeichen der aktiven Mitgestaltung, anstelle den Politikern und Technokraten die alleinige Verantwortung zu überlassen.

Vor dem Hintergrund der Streichung des EVKDKongresses in Athen haben wir mehrmals zum solidarischen Handeln aufgerufen, denn nur so kann ein ‚soziales Europa‘ fortbestehen oder begründet werden. Gerade die Jugend braucht ein solches Europa, als Zeichen der Ermutigung, denn inzwischen ist jeder vierte Europäer unter 25 Jahren arbeitslos! Das Manifest findet deshalb unsere Unterstützung, weil hier nicht nur schöne Reden angepriesen, sondern Mitgestalten gefordert sind. Gerade hier sieht die EVKD sich weiterhin in der Verantwortung. Das Sozialgefüge droht ohne den flankierenden Rahmen der ‚Sozialen Sicherheit‘ aus den Fugen zu geraten. Die Krankenhäuser sind wichtige Leistungsträger zur sozialen Absicherung. Ihr Stellenwert mag in dem einen oder anderen System mehr oder minder ausgeprägt sein oder durch Sparzwänge unter Druck geraten. Tatsache ist, dass dessen ungeachtet dennoch die Leistungserbringung zur gesundheitlichen Versorgung, besonders in Zeiten einer Verarmung der Bevölkerung ein unentbehrlicher Beitrag ausmacht. So kann das Sozialgefüge gerettet werden. Diese Erkenntnis stimmt nicht nur in den jeweiligen Ländern, sondern muss sich auch auf EU-Ebene bewähren.

Bislang gehören die Gesundheitssysteme noch in die alleinige Kompetenz der Nationalstaaten. Dennoch ist mit der obligatorischen Umsetzung der Richtlinie zur grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung ein deutliches Zeichen der Veränderung gesetzt. Der luxemburgische Gesundheitsminister Di Bartholemeo unterstrich in seinem Eröffnungsreferat zur europäischen Krankenhauskonferenz (Düsseldorf 2011) die bedeutende Tragweite der Richtlinie. Sie sichert nicht nur das Anrecht auf Kostenrückerstattung bei Inanspruchnahme gesundheitlicher Leistungen im europäischen Ausland ab, sie verpflichtet die Nationalstaaten auch die Qualität der angebotenen Leistungen offen darzulegen.

Ohne Frage, nicht nur die Gesundheitsministerien stehen dabei in der Pflicht sondern ebenfalls alle Gesundheitsanbieter und im Besonderen die Krankenhäuser. Wie im vorerwähnten Manifest zur Neugründung eines Europas von unten gefordert, bietet sich den Krankenhausdirektoren eine Gelegenheit den europäischen Prozess zur Sicherstellung von qualitativ hochstehenden und transparenten Gesundheitsangeboten mitzugestalten. Liegen die Qualitätsstandards pro Land vor, so werden Vergleiche, das Einstufen der Stärken und Schwächen wohl nicht lange auf sich warten. Niemand wird wohl einem mündigen Patienten die Einsicht in transparente Ergebnisse und Informationen verwehren können.

Diesen Prozess von unten mitzugestalten ist der EVKD nicht nur ein Anliegen, sondern eine verpflichtende Zielsetzung. Nach der Einführungskonferenz bei der MEDICA laden wir unsere Mitglieder zu einem weiteren Seminar am 16.November 2012 nach Düsseldorf ein. Anhand von konkreten Beispielen zum Umgang mit Qualitätsstandards möchten wir einen tiefgehenden Reflexionsprozess einleiten. Er soll Ansporn zur weiteren Bearbeitung in den jeweiligen Nationalverbänden sein und dabei den Blick auf den europäischen Nachbarn wecken. Mit erarbeitenden Vorschlägen wäre dann ein Einbringen unserer Mitglieder in der Umsetzung der europäischen Richtlinie möglich. Wir würden so ein gutes Beispiel für die Mitgestaltung eines Europas von unten sein. Dabei dürfte unser Augenmerk weniger den bürokratischen Regelwerken gelten, die zwar unerlässlich sind, sondern vielmehr den Patienten. In dieser Verpflichtung müssten wir als Krankenhausdirektoren ohnehin im täglichen Management der Klinikbetriebe stehen. Jetzt gilt es dies auch als Europäer von unten wahrzumachen.

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