HealthManagement, Volume 11, Issue 4 / 2009

Unsere Krankenhauser Und Die Krise

Die Zukunft des Gesundheitswesens beschäftigt wohl alle Bürger in Europa. Dieses Problem geht über die Unterschiede zwischen den Organisationsmodellen der Gesundheitsfürsorge in ganz Europa hinaus. Für viele ist es sehr überraschend zu erkennen, dass diese Frage in den jüngsten Debatten, die den Wahlen zum Europäischen Parlament vorausgingen, fast zur Gänze ignoriert wurde – obwohl es an Diskussionsthemen auf diesem Gebiet nun wahrlich nicht mangelt. Es stimmt zwar, dass die europäischen Behörden dem Krankenhaussektor nach wie vor nur ein marginales Interesse entgegenbringen, so vielfältig sind die Probleme, die der Aufmerksamkeit und der Lösungen bedürfen; doch eine gemeinsame europäische Analyse kann zumindest als Ausgangsbasis eingesetzt werden, da diese Themen doch nationale Rahmenkonzepte sprengen.

 

Zusätzlich stellt sich da noch die Frage nach den Auswirkungen, die die derzeitige Krise auf unsere Krankenhäuser hat. Die Zeit, in der wir leben, wirft die Frage auf, welche Methoden wir in unseren jeweiligen Betrieben einführen sollen, um diese Krise, oder vielmehr diese Krisen, zu überwinden. Und eigentlich gibt es mehrere Interpretationsmöglichkeiten des Wortes ‚Krise’ – und alle sind sie Herausforderungen an unsere Krankenhäuser:

 

Zunächst einmal die Krise des Krankenhausmodells selbst, die in ganz Europa zu hitzigen Debatten geführt hat, wie man die Gesundheitsfürsorge nun am effektivsten und effizientesten organisieren sollte. Obwohl die Gesundheitssysteme innerhalb Europas markante Unterschiede aufweisen, sind die Fragen doch dieselben – sowohl in Bezug auf die geeigneten Modelle, die in der Vergangenheit ausgewählt wurden, als auch bezüglich der Kapazität der gegenwärtig vorhandenen Systeme, diese Schwierigkeiten zu meistern.

 

Dann die wirtschaftliche und soziale Krise. Kein Land in Europa wurde von der grundlegenden Frage verschont, wie es um die ökonomische Stabilität ihres Modells bestellt ist. Allerorten vergrößern sich die sozialen Defizite, und werfen somit immer stärker die Frage nach der Beständigkeit der Organisationen und der sozialen Wohlfahrt überhaupt auf.

 

Desgleichen die finanzielle Krise, die mitnichten auf den wirtschaftlichen Sektor beschränkt ist, sondern auch unsere Einrichtungen voll getroffen hat. Die enorme Verlangsamung von Aktivität, die wir seit fast einem Jahr erleben, ist eine echte Gefahr für die finanzielle Gesundheit unserer Krankenhäuser: eine rasante Vermehrung des öffentlichen Defizits, Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Darlehen, Widerstände gegen Investitionen in strukturelle Projekte, unzureichende Aktivposten... diese Liste könnte wesentlich länger sein, und die meisten hier genannten Kernpunkte sind in ganz Europa dieselben – eine Diskussion auf europäischer Ebene wäre daher hilfreich.

 

Schlussendlich nehmen Gesundheitskrisen – denen unsere Krankenhäuser während ihrer glor - reichen Geschichte schon so häufig die Stirn geboten haben –in Zeiten der Globalisierung ganz neue Dimensionen an. Und so werden mit der Grippe-Pandemie, welche unseren Kontinent in diesem Herbst erreichen wird, abermals Gesundheitseinrichtungen an vorderster Front stehen. In ganz Europa bereiten sich diese Einrichtungen aktiv darauf vor, die Bevölkerung aufzunehmen und sie zu versorgen; ihnen die bestmögliche Betreuung zu bieten und somit einen wesentliche Brücke zwischen staatlicher Organisation und nationaler Solidarität zu schlagen.

 

Krise – ein einziges Wort, das mehrere Wahrheiten beinhaltet, aber jedes Mal zum selben Ergebnis führt, nämlich die außerordentliche Fähigkeit unserer Krankenhäuser, sich anzupassen, und die Kraft der Werte, die sie verkörpern: Solidarität, Schutz der Schwachen und das immerwährende Bekenntnis, auch angesichts von Widrigkeiten durchzuhalten.

 

Zu einer Zeit, da Europa auf Sinnsuche ist, können wir davon ausgehen, dass diese Werte eine inspirierende Wirkung haben, und europäischen Bürgern eine gemeinsame Vision ihrer Zukunft zeigen werden.

 

Paul Castel -Präsident der EAHM

 

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