HealthManagement, Volume 11, Issue 3 / 2009

Die Mikrobielle Gefahr Für Patientensicherheit in Europa

Die Ausbreitung Antibiotika-resistenter Bakterien ist eine Herausforderung für das Gesundheitswesen. Nachdem Antibiotika ihre klinische Wirksamkeit schneller verlieren, als dies noch vor fünf Jahren hätte vorausgesagt werden können, sind die Konsequenzen für Morbidität und Mortalität schwerwiegend – nicht zu vergessen die Auswirkungen auf die Dauer des Krankenhausaufenthalts und erhöhte Kosten. Nosokomiale Infektionen (healthcare associated infections, HCAI) geben Anlass zu konstanter Sorge, vor allem kombiniert mit einer erhöhten Antibiotika-Resistenz. Nach Schätzungen werden jährlich vier Millionen Menschen in Europa infiziert, es gibt 37.000 Todesfälle und 16 Millionen zusätzliche Spitalsbetten werden benötigt. Aus rein wirtschaftlicher Sicht beläuft sich die Gesamtsumme auf etwa 5,5 Milliarden Euro pro Jahr. Angesichts der gesteigerten Patientenmobilität innerhalb der EU warden auch die HCAIs und antimikrobielle Resistenzen mehr und mehr zu einem pan - europäischen Aspekt.

 

Mit der Organisation der Konferenz zum Thema „Die mikrobielle Gefahr für Patientensicherheit in Europa“, welche

Repräsentanten der Mitgliedstaaten, Ärzte, Krankenhausmanager und Wissenschaftler zusammenführt, möchte die

Tschechische EU-Präsidentschaft „den Weg für politisches Engagement ebnen.” Minister und Experten riefen dazu auf, dringend Sofortmaßnahmen gegen die ansteigende Antibiotikaresistenz einzusetzen, da diese die klinische Wirkung von Medikamenten vermindert und nosokomiale Infektionen fördert.

 

Ein zentrales Ziel der Konferenz war die Förderung von Führungsprogrammen im Bereich von Krankenhausantibiotika. Neben Maßnahmen zur Kontrolle von Infektionen und damit von multi-drug Resistenzen wurde ein Führungsprogramm für Krankenhaus - antibiotika vorgeschlagen, um den Antibiotika- Einsatz für Therapie und Prophylaxe zu optimieren. Zusätzlich ist die Europäische Kooperation für die Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika nötig – ein Ziel der Schwedischen EU-Präsidentschaft.

 

Auch wurde betont, wie bestimmte Merkmale der Gesundheitssysteme die antimikrobielle Resistenz und damit HCAIs beeinflussen. Strukturelle, organisator - ische, finanzielle und betriebsführende Bereiche haben alle einen wesentlichen Einfluss. Sie unterscheiden sich von Land zu Land, und diese Konferenz bot die optimal Chance, um Stärken und Schwä - chen, Gelegenheiten und Gefahren dieses Themas zu diskutieren.

 

Einer der Schwerpunkte der Konferenz waren Führung und Verantwortung und welche Rolle diese Faktoren im Kampf gegen die mikrobielle Gefahr spielen. Während eines Workshops zu diesem Thema, geleitet von unserem Repräsentanten Dr. J. Scheres, wurden mehrere ‚best practices’ aus ganz Europa vorgestellt. Die Gruppen erhielten Informationen über Strategien zur Verminderung von Patientenrisiken, die mit Antibiotika- Resistenz und HCAIs verbunden sind, und außerdem über die Rollen der Regierung, der Führungskräfte des Gesundheitswesens und des Krankenhausmanagements (die Präsentation von Dr. J. Scheres über ‚Die Rolle des Krankenhausmanagements’ kann über die EAHM Website abgerufen werden, www.eahm.eu.org).

 

Ein Vorschlag lautete, dass das Krankenhausmanagement verstärkt daran arbei - ten sollte, das Missverständnis: ‚HCAIs sind unvermeidbar’ auszuräumen. Es wurde darauf hingewiesen, dass die Infektionskontrolle wegen eines Mangels eines direkten Budgets oftmals keine Priorität hat – HCAIs sind teuer, doch in vielen Ländern haben sie keinen Einfluss auf das einem Krankenhaus zugeteilte Budget. Auch der besseren Überwachung, dem Qualitätsmanagement und der Krankenhausakkreditierung wurde viel Aufmerksamkeit entgegen gebracht. Ein weiterer Vorschlag lautete, dass Führungskräfte Qualitätsverbesserungen mithilfe evidenz-basierter Daten vorantreiben sollten. Außerdem sollte die Rolle des Krankenhausmanagements in der Führung und Überwachung von Antibiotika- Fragen gestärkt werden.

 

Die Minister von Finnland, Portugal, Slowenien und Schweden kamen zu der Über einstimmung, dass „es für die Implementierung konkreter nationaler Strategien, Programme und Mechanismen notwendig ist, die Kooperation

der EU-Mitgliedstaaten und den Erfahrungsaustausch zu stärken, um eine bessere Infektionsprävention und –kontrolle zu erlangen.“

 

Die allgemeine Schlussfolgerung dieser Konferenz: „Infektionen kennen keine Grenzen.“ Die antimikrobielle Resistenz ist ein internationales Problem und kann nur mit ausreichender Kooperation – von der internationalen Ebene bis hin zur Krank enhausebene – wirksam bekämpft werden; kombiniert mit starkem politi - schem Rückhalt. Es wurde dazu aufgerufen, Antibiotika in Krankenhäusern wohlüberlegt einzusetzen, gefolgt von einem Vorschlag für Standards und messbare Indikatoren für antimikrobielle Programme an Krankenhäusern.

 

Angesichts der Tatsache, dass diese Herausforderung auch in Zukunft nur größer werden wird, ruft die EAHM alle Krankenhausmanager in Europa dazu auf, die Führung im Kampf gegen die mikrobielle Gefahr zu übernehmen, und die Sicherheit der Patienten in Krankenhäusern zu gewährleisten. 

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